Ist der Würzburger Dom die viertgrößte romanische Kirche in Deutschland? 

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In vielen Publikationen wird der Würzburger Dom als viertgrößte romanische Kirche in Deutschland bezeichnet, in manchen auch als drittgrößte. Die Herkunft dieser Einstufungen wird dabei jedoch ebenso wenig genannt, wie jene Kirchen, die zum Vergleich herangezogen wurden. Da ich in meinen Führungen häufig um eine Antwort auf diese Frage gebeten werde, habe ich die mir zur Verfügung stehende Literatur durchgesehen und nenne hier das Ergebnis meiner möglicherweise unvollkommenen Recherchen.  

Unbestritten die größte romanische Kirche in Deutschland ist mit 134 m Länge der Dom zu Speyer. Die Antwort auf die Frage nach den weiteren Plätzen fällt aus verschiedenen Gründen schwer. Sie hängt zum einen davon ab, ob man die Länge und Breite oder die überbaute Fläche zum Maßstab nimmt. Zum anderen ist zu entscheiden, wie die komplexen und teilweise auch nicht ganz gesicherten Baugeschichten der Kirchen bezüglich dieser Frage zu bewerten sind. Beispielsweise ist der Trierer Dom nicht einfach ein romanischer Bau, sondern die romanische Erweiterung eines antiken Baues. Mit seiner Länge von 93 Metern läge er hinter dem Würzburger Dom mit 105 Metern. Mit seiner beachtlichen Langhausbreite von 38 Metern hat er jedoch eine größere überbaute Fläche. Dem Dom zu Mainz wiederum stünde mit 109 Metern Länge der zweite Platz hinter Speyer zu. Er erreicht diese Länge aber erst in der Spätromanik um 1230. Auch St. Maria im Kapitol ist im Rennen. Der Kölner Bau ist frühromanisch und hat bei einer Länge von 100 Metern wegen seiner ausladenden Dreikonchenanlage eine überbaute Fläche, die der des Würzburger Doms in etwa gleichkommt. Nimmt man noch Kirchen hinzu, die nur als Ruinen überdauert haben, dann darf man auch jene Kirche nicht vergessen, die für den Dom zu Würzburg das architektonische Vorbild gab und von seinem Nachfolger in den Maßen nur geringfügig übertroffen wird: Die Abteikirche von Hersfeld.

Orientiert man sich an der überbauten Fläche, dann lautet die Reihe der größten romanischen Kirchen in Deutschland nach meiner Einschätzung:

1. Speyer
2. Mainz
3. Trier
4. Würzburg. 
Danach kämen etwa gleichauf St. Maria im Kapitol und Hersfeld. 

 

Ich nenne den Würzburger Dom in meinen Führungen gerne den zweitgrößten Kirchenbau seiner Zeit in Deutschland. Dahinter steht zwar ein wenig Lokalpatriotismus aber es ist auch nicht falsch, denn in seiner Länge von 105 Metern und seinem Querhausmaß von 58 Metern wird er im 11. Jahrhundert nur von Speyer übertroffen. Schließlich ist Mainz später und Trier kürzer . 

Autor: Stadtführer und Museumsführer Rudi Held (2014) 

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