Kreuzgang und Sepultur am Dom zu Würzburg
Verfasser: Rudi Held (2008)
Inhaltsverzeichnis:
1. Allgemeine Geschichte und Funktion des Kreuzgangs und der Sepultur
2. Baugeschichte des Würzburger Domkreuzgangs mit Sepultur
3.2. Beschreibung des Kreuzgangs
3.2.1. Grundriss und Außenansicht
3.3. Beschreibung der Sepultur
4. Einordnung in die Architektur der Spätgotik
Fußnotenziffern bitte anklicken! Einleitung Der Würzburger Domkreuzgang liegt heute ein wenig einsam im Häusergeviert südlich des Domes und genießt kaum öffentliche Wahrnehmung. Diese Arbeit unternimmt den Versuch, den Kreuzgang und die anliegende Sepultur in ihrer Gestaltung, ihrer Wirkung und ihrer ursprünglichen Funktion zu beschreiben und kulturgeschichtlich wie architektonisch in die Entwicklungen ihrer Zeit einzuordnen. Zu einzelnen Fragen, wie z.B. der Entstehung der ungewöhnlichen Strebepfeiler des Kreuzgang-Westflügels, wird die vorliegende Arbeit eigene Gedanken vorstellen. 1. Allgemeine Geschichte und Funktion des Kreuzgangs und der Sepultur In
der Literatur finden sich verschiedene Definitionen des Begriffes
„Kreuzgang“. Schlüssig erscheint diejenige Rolf Leglers, nach der ein
Kreuzgang ein autonomes und kontinuierliches Gangsystem aus vier Galerien
darstellt, die sich nach Außen an die umliegenden Konventsgebäude anlehnen und
sich nach Innen mittels eines durchlaufenden Systems zum Hof hin öffnen. Als
Basis der Öffnungen dient eine umlaufende Bank, die nur für einzelne Zugänge
zum Innenhof durchbrochen ist.[1] 2. Baugeschichte des Würzburger Domkreuzgangs mit Sepultur Felix Mader beschrieb 1915 noch verputzte Schildflächen eines romanischen Vorgängerbaus über der Wölbung des Nordflügels des Kreuzgangs.[12] Helmut Schulze nahm diese Bemerkung auf und versuchte anhand seiner im Rahmen des Wiederaufbaus nach 1945 unternommenen bauarchäologischen Untersuchungen mehrere Bauphasen von Kapitelhaus, Sepultur und Kreuzgang von spätkarolingischer Zeit bis in die Spätgotik zu rekonstruieren.[13] Nach seiner Auffassung bestehen Grundriss und Ausdehnung des heutigen Kreuzganges schon seit 855.[14] In der Baugeschichte des bis heute erhaltenen spätgotischen Kreuzgangs folgte Schulze im wesentlichen Mader.[15] Zur Datierung zogen beide Autoren neben Schriftquellen vor allem die Domherrenwappen und die Jahreszahlen auf den Schlusssteinen heran. Schulze machte als Ergänzung zu Mader geltend, dass der gotische Neubau in Teilen schon 1331 begonnen und im 15. Jahrhundert schließlich mit Springgewölben versehen worden sei.[16] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Westflügel als erstes (bis 1423) vollendet war, danach der Nordflügel (bis 1428 unter Meister Wolfram von Königsberg), der Südflügel (bis 1430) und schließlich der Ostflügel (um 1450) errichtet wurden.[17] Im Zusammenhang mit letzterem wurde die Sepultur erbaut. Ein Schlussstein nennt dort die Jahreszahl 1461. Ein weiterer Schlussstein mit Stifterwappen nennt den späteren Bischof Rudolf von Scherenberg „Scholasticus“. Der Stein muss also vor dessen Regierungsantritt 1466 eingesetzt worden sein.[18] Ob es einen Vorgängerbau gab, ist umstritten. Nach Maders Auffassung lag der südliche Abschluss des Domquerhauses vor dem Bau der Sepultur frei. Schulze beschreibt jedoch im Rahmen seiner Untersuchungen des Doms beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Hinweise auf romanische Vorgängerbauten an selber Stelle.[19]
3. Baubeschreibung 3.1. Städtebauliche Situation Der Kreuzgang liegt auf der Südseite des Langhauses des Doms. Als innerer Verbindungsgang und Hof gruppierte er die Gebäude des Domstifts um seinen rechteckigen Grundriss und gab dem Ensemble seine Form. Einerseits war er nach Außen nicht direkt zu sehen, andererseits war er Teil der für das öffentliche Leben so wichtigen Domanlage[20] und stand den Ortsansässigen als Element der Raumstruktur ihrer Stadt vor Augen. Das Gebäude der Sepultur mit dem Kapitelsaal im ersten Stock auf der Ostseite des Kreuzgangs war durch seine Maße und seine Gestaltung sicherlich eines der auffälligeren Gebäude an der Ostseite des Domes und gab im Zusammenspiel mit den Domherrenhöfen dem dort liegenden Platz sein herrschaftliches Gepräge.[21] 3.2. Beschreibung des Kreuzgangs 3.2.1. Grundriss und Außenansicht Die längsrechteckige Anlage lehnt sich mit ihrem Nordflügel an das südliche Seitenschiff und folgt damit der West/Ost-Ausrichtung des Doms (Abb. 1). Die langen Flügel im Norden und Süden haben elf bzw. zehn Joche und messen an ihrer Außenseite ca. 48 m. Ihre Arkadenfensterlänge liegt bei ca. 41 m. Die im Westen und Osten liegenden kürzeren Flügel haben je sieben Joche und messen außen ca. 37 m. Ihre Fensterlänge innen beträgt ca. 29 m. Die Gangbreite aller vier Flügel liegt einheitlich bei etwa 3,85 m.[22] Baumaterial ist roter Sandstein.
Die Kreuzgangsarkaden ruhen auf einer 55 cm breiten, umlaufenden Brüstung,
die nur durch zwei moderne Eingänge im Norden und Süden unterbrochen wird. Das
Bodenniveau des Innenhofs liegt etwa 15 cm über dem Bodenniveau des Kreuzgangs.
Entsprechend ist die Brüstung außen 78 cm, innen
93 cm hoch. Die vierbahnigen Maßwerkfenster haben eine lichte Weite von
2,92 m und messen mit Laibung außen 3,38 m. Die Jochlänge beträgt 4,03 m. Die
Fenster schließen oben mit einem sehr weiten, fast runden Spitzbogen ab, der in
der Außenansicht einen kleinen kielbogenartigen Auszug trägt.[23]
Vom Innenhof her sichern Strebepfeiler die Gewölbe des Kreuzgangs. An dem nach der Baugeschichte ältesten Flügel im Westen bestehen sie aus einem mit nur 24 cm Tiefe recht flachen Pfeiler und 14 cm tiefen vorgelegten Diensten (Abb. 2).[25] Zwei Runddienste rahmen dabei einen kleineren Dienst mit keilförmigem Profil in ihrer Mitte. Die Gesamttiefe von Diensten und der Pfeilerrücklage beträgt 38 cm. Dabei ist einem Block der Rücklage jeweils ein Block mit Dienstprofil separat vorgemauert (Abb.3). Neben diesem ungewöhnlichen Querschnitt zeigen die Strebepfeiler am Westflügel noch eine weitere Besonderheit: Auf Höhe des Bogenfußes der Fenster laufen sie tot, als hätten sie für ein ursprünglich geplantes zweites Geschoß noch höher hinauf geführt werden sollen.[26] An den anderen, jüngeren Kreuzgangflügeln sind die Strebepfeiler mit annähernd quadratischem Querschnitt (40 x 42 cm in 1,50 cm Höhe) und ohne vorgelegte Dienste im Vergleich zu den ungewöhnlichen Exemplaren am Westflügel „konventionell“ ausgebildet (siehe Abb.2 rechts im Bild). Sie tragen an einem kleinen Rücksprung ein Kaffgesims und sind von krabbenbesetzten Giebeln bekrönt. Schulze sieht den ungewöhnlichen Querschnitt der Strebepfeiler am Westflügel als Argument für seine frühe Datierung des Westflügels (siehe Kapitel 2) und will in der Änderung der Strebepfeilerquerschnitte zu den anderen Flügeln den Übergang von der Früh- zur Hochgotik erkennen.[27] Dieser Auffassung ist zu widersprechen. Die Strebepfeiler der Frühgotik hatten keine vorgelagerten Runddienste, sie waren rechteckig und schlicht gehalten.[28]
Nach meiner Auffassung sind die vorgelegten Dienste bzw. Säulen[29] an den Westflügelstrebepfeilern kein Kennzeichen einer Stilstufe sondern ebenso wie ihr unfertig wirkender glatter Abschluss Hinweis auf einen Planungswechsel. Die flachen Pfeiler und die separat vorgelegten Dienste bzw. Säulen machen den Eindruck, als seien sie nicht für die Aufnahme größerer seitlicher Schubkräfte, also nicht als Strebepfeiler errichtet worden. Es scheint sich bei ihnen eher um jene Stützen mit vorgelegten Säulen zu handeln, die in fast allen Beispielen des offenen Strebewerks den wandseitigen Kämpferstein des Strebebogens tragen (Abb.4).[30] Dann wären die eigentlichen Strebepfeiler mit rechteckigem Querschnitt eine Strebebogenspannweite von der Wand entfernt im Innenhof vorgesehen gewesen. Eventuell war über dem Westflügel des Kreuzgangs ein großer überwölbter Saal geplant, der zur Ableitung des Schubes ein offenes Strebewerk im Innenhof des Kreuzgangs notwendig gemacht hätte.[31] Nach Aufgabe oder Aufschub des Saalprojekts sind die halb errichteten Hochpfeiler mit Säulenvorlagen offenbar behelfsweise als Strebepfeiler stehen gelassen worden.[32]
3.2.2. Innenansicht Westflügel:
Die
Lauffläche aus rotem Sandstein ist hier überwiegend modern (Abb.5). Am Übergang
zum Südflügel liegen noch alte abgelaufene Grabplatten und eine einzelne neue
Platte eines kürzlich erfolgten Begräbnisses. Zum Innenhof erhebt sich die 90
cm hohe, mit roten Sandsteinplatten abgeschlossene und darunter weiß verputzte
Brüstung. Auf ihr ruhen die Fensterarkaden. An den ca. 110 cm breiten Wandstücken
zwischen den Fenstern stehen mittig Runddienste mit gekehlten Sockeln und Kämpfern.
Daraus wachsen je drei Rippen mit Birnstabprofil. Die mittlere Rippe verläuft
senkrecht zur Gangrichtung zu einem weit auf der Gegenseite im Gewölbe
liegenden Schlussstein (siehe Grundriss in Abb.1). Die vom Kämpfer ausgehenden
äußeren Rippen verlaufen im Gewölbe schräg zur Gangrichtung zu
Schlusssteinen die auf Höhe der Mitte der Fenster liegen. Von diesen Steinen
verläuft wiederum eine Rippe senkrecht zur Gangrichtung zu einer wandseitigen
Konsole. Auf diese Weise liegen die Rippenauflagen jeweils in der Mitte zweier
Auflagen der Gegenseite, sie „springen“ von links nach rechts. Alternierend
dazu springen auch die Schlusssteine im Gewölbe hin und her. Die additive
Reihung einzelner Joche wie beim Kreuzrippengewölbe ist hier aufgegeben, man könnte
sage, die Joche sind „verschliffen“. Im Grundriss des Rippenverlaufs bilden
sich Rauten. Sie sind im Gewölbe mit Kappen gefüllt. Mader nannte es wohl
deshalb ein „Kappengewölbe mit Rautenkonfiguration“.[33]
Anschaulicher und heute üblich ist der Begriff „Springgewölbe“.[34]
Die Schlusssteine sind als Tellersteine gebildet. Die Domherrenwappen sind
jedoch an vielen Steinen verloren. An den Außenwänden stehen alte Grabsteine
aus Domfriedhof, Sepultur und Kreuzgang. Die Wände sind sonst ungegliedert und
weiß verputzt.
Nordflügel: Die
Lauffläche besteht überwiegend aus in rotem Sandstein gearbeiteten,
abgelaufenen Grabplatten. Im architektonischen Aufbau gleicht der Nordflügel im
Wesentlichen dem fünf Jahre älteren Westflügel. Allerdings ruhen die Gewölberippen
fensterseitig nicht mehr auf Diensten sondern auf Pflöcken bzw. Konsolen mit
Kehlungen und Rosetten in Untersicht. Westlich der Mitte des Flügels führt ein
Spitzbogenportal in das südliche Seitenschiff des Domes. Am Übergang vom West-
zum Nordflügel führt ein rundbogiges Portal ins Seitenschiff. In Verlängerung
des nördlichen Kreuzgangflügels führt hier ein weiteres rundbogiges Portal in
einen mit Kreuzgewölbe versehenen Gang. Offenbar wegen dieser komplexen
Situation ist an dieser Ecke ein Kreuzrippengewölbe eingezogen bzw. vom Vorgängerbau
übernommen worden. Die hier anstoßenden Springgewölbe passen sich an oder
laufen sich tot. An den anderen Ecken des Kreuzgangs zeigt sich, dass sich
Springgewölbe im Grunde hervorragend eignen, einen Gang im rechten Winkel herum
zu führen, da sich die Rautensprünge ohnehin in einem Winkel nahe 45 Grad
fortsetzen und sich an den Ecken zwanglos zu 90 Grad ergänzen.
Südflügel: Lauffläche,
Wände und Gewölbe präsentieren sich wie im Nordflügel. Mittig liegt nach Süden
ein moderner Eingang zur heutigen Domschule. Am östlichen Eck befindet sich ein
kleines, heute blind verschlossenes Spitzbogenportal in die südlichen Räume.
Sein Gewände ist gekehlt, die Stäbe im Scheitel sind gekreuzt. Über dem
Scheitel sind die Jahreszahl 1525 und ein Wappen zu erkennen. Weitere gut
erhaltene Wappen finden sich hier an den Schlusssteinen. Ostflügel: Bis
auf die Eingriffe der Barockzeit wiederholt sich hier im Prinzip der bisher
beschriebene architektonische Aufbau. Allerdings ist dieser jüngste Flügel am
stärksten plastisch durchgebildet und sehr abwechslungsreich. Er wirkt wie die
„gute Stube“ der gesamten Anlage. An der Südecke führt ein
Spitzbogenportal mit gekehltem Gewände über zwei Stufen in die Sepultur. In
der Ostwand weiter nördlich lassen zwei kleine Rundbogenfenster mit gekehlten
Gewänden Licht in die Sepultur. Sie sind dreibahnig. Über ihren genasten Kiel-
und Rundbögen bilden zwei sich gegenüber liegende Schneusse das Couronnement.
3.3. Beschreibung der Sepultur Das
Gebäude schließt direkt an das Südquerhaus des Domes an und folgt dessen
Nord-Süd-Ausrichtung (Abb.1). Auf länglich rechteckigem Grundriss entsteht
durch eine Reihe von sieben Stützen ein zweischiffiger Bau mit siebeneinhalb
Jochen und einer Länge von 34,2 m. Durch die Verlagerung der östlichen
Strebepfeiler ins Innere des Gebäudes entstehen an der östlichen Längsseite
sieben leicht erhöhte Kapellen, die durch vier Stufen erreicht werden. Mit
diesen Kapellen misst der Bau in der Breite 13,1 m. Die zwei Schiffe alleine
messen in der Breite 9,75 m.[36]
Die Kapellen sind im Gewölbe durch profilierte Gurtbögen vom Ostschiff
getrennt. Sie haben Netzgewölbe, deren Rippen den Raumecken entwachsen. Ihre
großen Fenster sind spitzbogig.
Die Stäbe und das Maßwerk waren aber schon vor dem zweiten Weltkrieg
ausgeschlagen. An der Südwand sind zwei große vierbahnige Spitzbogenfenster
mit Fischblasen-Maßwerk erhalten. Seit dem Wiederaufbau tragen die Fenster überregional
bedeutende Glasfassungen von Georg Meistermann.
4. Einordnung in die Architektur der Spätgotik Im
14. und 15. Jahrhundert wurden die klassischen Kreuzrippengewölbe von
differenzierteren Wölbsystemen abgelöst. Vom Deutschordensgebiet über Breslau
und Prag kamen Wölbungsideen nach Süddeutschland, in denen sich die
Jochgrenzen auflösten.[41]
Um 1410 wurde im Nordflügel des Domkreuzgangs von Eichstätt ein Springgewölbe
errichtet, in dem die Rautenkappen noch von Diagonalrippen unterteilt wurden
(Abb.6 und 13). Im Würzburger Domkreuzgang entwickelte man diese Idee um 1420
weiter, ließ die Diagonalrippen weg und gewann damit ein klarer gegliedertes
und dadurch umso dynamischeres Gewölbe (Abb.5). Auf diese Weise wurde die
Addition einzelner Joche überwunden und von einer synthetischen Raumvorstellung
abgelöst.[42]
Selbst in den Ecken, wo die Flügel rechtwinklig aufeinanderstoßen, ergab sich
ein bruchloser, ja fast „runder“ Übergang. Die großen Maßwerkfenster füllten
die Raumsynthese mit Licht und gaben ihr einen weiten und offenen Charakter.
5. Zusammenfassung Ein
Kreuzgang einer Kathedralkirche war im Mittelalter viel mehr als heute ein öffentlicher
Raum. Er diente als Regenschutz, Verbindungsgang, Friedhof, Kultstätte und
Gerichtsort. Daneben war er auch Treffpunkt verschiedener sozialer Schichten und
zu Zeiten voller Leben - sogar ein Ort für Weingenuss und Würfelspiel. In
aller Regel ging es hier nicht so still und feierlich zu, wie wir dies mit
unseren heutigen Pietätsvorstellungen erwarten würden.
Fußnoten
[1] Legler 2004, S. 66 [2] Dies zeigen nicht nur archäologische Befunde (siehe Legler 2004, S. 76-79) sondern auch der St. Galler Klosterplan von ca. 830, ein Idealgrundriss eines Klosters der Zeit (Abbildung bei Jacobsen 2004, S. 38, Abb. 1). [3] Klein 2004, S. 9-11; Jacobsen 2004, S. 38-41 [4] Eine aktuelle und schlüssige Begründung der Peristylhaus-These lieferte Werner Jacobsen. Anhand archäologischer Befunde aus der Zeit vor der anianischen Reform weist er die Ansiedlung von Mönchsgemeinschaften in Ruinen römischer Villen nach und macht es wahrscheinlich, dass die Mönche die vorgefundenen Säulenumgänge als taugliche Verbindung ihrer Klausurgebäude erkannt haben. Siehe Jacobsen 2004, S. 55-56. Rolf Legler dagegen hält die für die Peristylhaus-These vorgebrachten archäologischen Befunde nicht für ausreichend und möchte in der Koinzidenz von Anianischer Reform und Verbreitung der Kreuzgänge einen Zusammenhang von Ordensreform und architektonischer Entwicklung erkennen. Siehe Legler 2004, S. 76-79. [5] Klein 2004, S. 9; Albrecht 2004, S. 27-29 [6] Klein 2004, S. 14-16 [7] Wendehorst 2001, S. 64 [8] Im Hochmittelalter war die Kathedrale der wichtigste Ort der politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Öffentlichkeit. Für Kreuzgänge sind vor allem rechtliche Funktionen belegt. Hier wurden geistliche Gerichte und Schiedsgerichte gehalten, Besitztümer übertragen, Urkunden ausgestellt und Eide geleistet, siehe Albrecht 2004, S. 27-28. Zur Frage des öffentlichen Zugangs siehe Klein 2004, S. 13-14. [9] In vielen Kathedralkreuzgängen sind bürgerliche Gräber belegt, siehe Klein 2004, S.14. Nach Hanswernfried Muth sind die bürgerlichen Grabsteine im Würzburger Domkreuzgang allerdings erst im 19. Jahrhundert vom Domfriedhof hierher übertragen worden. Muth 1990, S.32. [10] Bischof Wolfskeel machte die beim Würfelspiel gesprochenen Flüche und bösen Eide für das verheerende Hochwasser von 1342 verantwortlich. Siehe Schneider 2001, S. 505. [11] Koepf/Binding 2005, Stichwort Mortuarium, S. 336 [12] Mader 1915, S. 105 [13] Schulze 1991, S. 161-198 [14] Ebd., S. 181 [15] Ebd., S. 196-197 [16] Ebd. S. 196 [17] Mader 1915, S. 105 [18] Ebd., S. 116 [19] Schulze 1991, S. 161-179 [20] Siehe Kapitel 1. [21] Die älteste Darstellung der städtebaulichen Situation bietet die Stadtansicht von Hans Rudolf Manuel Deutsch in der Cosmographie des Sebastian Münster, Basel 1550, abgebildet in Feurer/Maidt 1988, S.37. Darauf ist südlich des Doms das Viereck der Domstiftsgebäude mit dem zentralen Hof zu sehen. Östlich des Doms erkennt man schon den heutigen Paradeplatz. [22] Die Außenlängen sind in dem bei Mader abgedruckten Grundriss gemessen und mit dem dort angegebenen Maßstab errechnet. Siehe Mader 1915, Tafel 1 nach S. 28. Die Gangbreite ist dort angegeben und wurde von mir vor Ort überprüft. Die Arkadenfensterlängen finden sich bei Schulze 1991, S. 194. [23] Alle in diesem Absatz genannten Maße sind selbst vor Ort gemessen. [24] Schulze 1991, S. 197 [25] Alle in diesem Absatz genannten Maße sind selbst vor Ort gemessen. [26] Schulze 1991, S. 195; Mader 1915, S. 108 [27] Schulze 1991, S. 195 [28] Binding 2000, S. 107 - 108 und 124 [29] Den oberen Abschluss kennen wir nicht. [30] Solche Stützen mit vorgelegten Säulen finden sich schon in den frühesten Beispielen des offenen Strebewerks am Chor von Saint-Remi in Reims (1170-1200, s. Binding 2000, Abb. 117 und 123, S. 108 und 109), am Chor der Kathedrale von Chartres (vor 1220, s. Binding 2000, Abb. 114, S. 106) und am Chor der Kathedrale von Soissons (1200-1212, s. Binding 2000, Abb. 120, S. 108). Dort stehen sie noch bündig an der Wand oder sogar in Teilen in der Wand. Später stehen die den Kämpferstein tragenden Säulen überwiegend frei vor der Wand wie zum Beispiel am Langhaus der Kathedrale von Amiens (1225/30, s. Binding 2000, Abb. 135, S. 114) oder schließlich am Chor des Doms zu Köln (1270-1300, s. Binding 2000, Abb. 147 und 148, S. 118 und 119). Doch auch an späteren Bauwerken sind wandständige Säulen zu beobachten. So z.B. am Langhaus der Kathedrale von Metz (1380 vollendet, s. Binding 2000, Abb. 164, S. 123). Am Langhaus des Straßburger Münsters stehen sie sogar wieder halb in der Aufmauerung des Hochpfeilers (1250/70, s. Binding 2000, Abb. 165, S. 123). Allerdings stehen die Säulen in allen Beispielen einzeln. Hier am Würzburger Domkreuzgang scheint das Vorbild der Dienstbündel von Innenräumen wirksam gewesen zu sein. [31] Hintergrund der Planung eines solchen Saales war eventuell eine vom Domkapitel erwogene Aufwertung der Domschule. Nach dem frühen Niedergang der ersten Würzburger Universität um 1411 stand die Domschule mit der Schule des Stifts Neumünster im Wettbewerb um Schüler und Ansehen. Siehe Endres 2001, S. 316 und 320. Dies bleibt jedoch Spekulation, da die schriftliche Dokumentation der Geschichte der Domschule erst im 16. Jahrhundert einsetzt und die These nicht anhand von Archivalien geprüft werden kann. Siehe dazu Koch 1990, S. 28-29. [32] Nach der Baugeschichte (siehe Kapitel 2) dürfte der Planungswechsel zwischen 1420 und 1430 erfolgt sein. Grund für die Aufgabe des ehrgeizigen Saalprojekts könnten in dieser Zeit die massiven finanziellen Belastungen durch die Hussitenkriege gewesen sein. Siehe Wagner 2001, S. 122. [33] Mader 1915, S. 105 [34] Clasen 1961, Abb. 64, S. 76; Koepf/Binding 2005, S. 435 [35] Zu den Denkmälern siehe Mader 1915, S. 108-115; Bruhns 1923, S. 87-89; Muth 1990, S. 32; Kummer 2004, S. 584 und 586 [36] Alle Maßangaben sind aus dem Grundriss bei Mader entnommen. Siehe Mader 1915, Tafel 1, nach S. 28 und Abbildung 1 dieser Arbeit. [37] Vorkriegsaufnahme bei Mader 1915, Fig. 88, S.118 [38] Im Vergleich mit der Raumwirkung des Mortuariums in Eichstätt von 1510 (Abb. 11 und 12) wird deutlich, dass Gurtbögen zwischen den Pfeilern die Illusion einer Baumallee abschwächen. Sie erinnern den Betrachter daran, Architektur vor sich zu haben. [39] Mader 1915, S. 117 [40] Mader 1915, S. 126 [41] Clasen 1961, S.65-77 [42] Kummer 2001, S. 436 [43] Wie eng die Verbindungen des neuen Eichstätter Bischofs in seine alte Heimat Würzburg waren und blieben, dokumentiert der Austausch von Wein und Steinplatte, der schließlich 1506 zur Anfertigung des Ratstisches durch Tilman Riemenschneider führte. Siehe Muth 1982, S. 254-259. |
6. Literaturverzeichnis
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Ulrich Wagner: Geschichte der Stadt zwischen Bergtheim 1400 und Bauernkrieg 1525, in: Ulrich Wagner (Hg.): Geschichte der Stadt Würzburg, Band I, Stuttgart 2001, S. 114-125. |
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Alfred Wendehorst: Bischofssitz und königliche Stadt - Von der Karolingerzeit bis zum Wormser Konkordat, in: Ulrich Wagner (Hg.): Geschichte der Stadt Würzburg, Band I, Stuttgart 2001, S. 62-73. |
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